Nicht nur im Stromsektor, auch in den Bereichen Wärme, Kälte und Verkehr sollen fossile Energieträger nach und nach durch erneuerbare Energien ersetzt werden. Dabei kann die sogenannte Sektorenkopplung helfen. Wie, das erfahren Sie hier.
Im Jahr 2015 deckten erneuerbare Energien mehr als 33 Prozent des Stromverbrauchs in Deutschland. Am gesamten Endenergieverbrauch lag ihr Anteil im ersten Quartal 2016 aber nur bei 13,4 Prozent. Einmal knapp ein Drittel, einmal etwas mehr als ein Zehntel. Wieso ist der Anteil beim Stromverbrauch höher?
Ganz einfach: Energie ist mehr als nur Strom. Zum gesamten Endenergieverbrauch wird auch die Energie hinzugerechnet, die beispielsweise zum Heizen oder im Verkehr gebraucht wird. Und im Gegensatz zum Strombereich sind Wärme- und Kälteerzeugung in Haushalten und Unternehmen sowie der Verkehr heute noch ziemlich fossil.
Damit die Energiewende auch auf lange Sicht ein Erfolg wird, müssen wir nicht nur den Stromsektor auf erneuerbare Energien umstellen, sondern auch im Wärme- und Verkehrsbereich stärker auf die Erneuerbaren setzen. Dies geschieht etwa durch den direkten Einsatz von erneuerbaren Energien – zum Beispiel um ein Haus mittels Solarthermie zu heizen. Zusätzlich hilft aber auch der Einsatz von Strom aus Erneuerbaren dabei, die Energiewende in den anderen Sektoren voranzubringen. Wenn man diesen sauberen Strom nutzt, um in anderen Sektoren den Einsatz von fossilen Energien zu reduzieren, spricht man von Sektorenkopplung. Betrachten wir den Stromsektor und die einzelnen Bereiche Wärme und Verkehr doch einmal genauer.
Bei Strom aus Erneuerbaren sind die Fortschritte deutlich: 2010 deckten die erneuerbaren Energien noch 17 Prozent des Stromverbrauchs in Deutschland, heute sind es mehr als 33 Prozent, im Jahr 2025 sollen es bis zu 45 Prozent sein. Um den weiteren Ausbau von Windrädern und Solaranlagen planbarer und kostengünstiger zu machen, haben Bundestag und Bundesrat am 8. Juli 2016 die Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes, kurz EEG 2017, beschlossen.
Das neue Gesetz soll außerdem dafür sorgen, dass der Ausbau der Erneuerbaren besser mit dem Netzausbau synchronisiert wird.
Noch wird in Deutschland zu einem großen Teil mit fossilen Energieträgern wie Öl und Gas geheizt. Das soll sich ändern. Künftig werden die Erneuerbaren auch hier eine wichtigere Rolle spielen. Ein Schlagwort dafür lautet Power-to-Heat. Auf Deutsch bedeutet das Strom zu Wärme. Power-to-Heat-Technik hält für die Energiewende große Chancen parat. Statt fossiler Brennstoffe nutzen sie Strom, um Wärme zu gewinnen. Und je mehr von diesem Strom aus erneuerbaren Quellen stammt, desto erfolgreicher trägt auch dieser Bereich dazu bei, das Klima zu schützen und fossile Energieträger zu ersetzen.
Ein wichtiges Beispiel ist die Wärmepumpe im Heizungskeller: Sie nutzt Strom, um vorhandene Wärme aus der Erde aufzunehmen, zu verdichten und dann für den Betrieb der Heizungsanlage einzusetzen.
Das ist auch noch effizient: In energetisch sanierten Gebäuden machen gute Wärmepumpen aus einer Kilowattstunde Strom mehrere Kilowattstunden Wärme. Diesen Effekt kann man mit günstigen Wärmespeichern sogar noch verstärken. So wird Strom bestmöglich mit der Wärmeerzeugung verknüpft.
Der Sektor Verkehr ist der dritte große Verbrauchsbereich für Energie in Deutschland. Auch er lässt sich in vielen Bereichen elektrifizieren. Bei den meisten Zügen ist das bereits der Fall. Damit auch auf den Straßen immer mehr Elektrofahrzeuge rollen, wurden erst vor Kurzem wichtige Entscheidungen gefällt: Käufer von Elektrofahrzeugen werden mit einer Kaufprämie unterstützt und die Ladeinfrastruktur ausgebaut. Für LKWs wird die Nutzung von Oberleitungen auf der Autobahn erprobt.
Auch andere nicht-fossile Antriebsmöglichkeiten können helfen, umweltfreundlich mobil zu sein, benötigen dazu jedoch deutlich mehr Strom. Zum Beispiel können PKWs auch mit Wasserstoff fahren. Dieser lässt sich wiederum mit Hilfe der Elektrolyse herstellen. Auch dabei kommt erneuerbarer Strom zum Einsatz. Das Prinzip dahinter nennt sich Power-to-Gas.
Source: Energy 4.0, 2018-01-29.