Technologie für nachhaltige CO2-Nutzung soll die europäische Industrie fördern

Mitglieder des EU-Projekts SCOT stellten innovative Forschungsergebnisse in Brüssel vor


Auf ihrer Abschlusskonferenz in Brüssel im Juni? 2016 stellten die Mitglieder des EU-geförderten Projekts SCOT ihre innovative Forschung der letzten drei Jahre vor. In dieser Zeit arbeiteten sie daran, Europas Entwicklungskapazität für Technologien zur innovativen Nutzung und Wiederverwertung von CO2 auszubauen.

Die Kohlenstoffemissionen zu senken und eine Kreislaufwirtschaft herzustellen, ist für Europa ein immer dringender werdendes Anliegen. Die Nutzung von Kohlenstoffdioxid (CO2) bietet die Möglichkeit, auf diese beiden Ziele gleichzeitig hinzuarbeiten. „CO2-Nutzung“ ist ein weit gefasster Begriff, der eine Vielfalt innovativer industrieller Verfahren einschließt, bei denen CO2 an Emissionsquellen (und in Zukunft auch direkt aus der Luft) gesammelt und dann als Ausgangsstoff für andere, wertvollere Produkte genutzt wird. So wird CO2 im Wesentlichen als Ressource genutzt, anstatt als Abfallprodukt in die Umwelt freigesetzt zu werden.

Neue Möglichkeiten durch CO2-Nutzung

Das Hauptziel des Projekts SCOT (Smart CO2 Transformation) bestand darin, im Bereich der CO2-Nutzung einen strategischen europäischen Forschungs- und Innovationsplan (Strategic European Research and Innovation Agenda) auszuarbeiten. Zu diesem Zweck wurde der Forschungs- und Innovationsbedarf für chemische und biologische Umwandlungen auf drei Hauptgebieten bewertet: chemische Bausteine (Wege zu den ca. zwei Millionen verschiedenen Molekülen, die in der Chemieindustrie produziert werden), synthetische Kraftstoffe (z.B. für die Luftfahrt) und Mineralisierung (zur Herstellung harter Materialien, die im Baugewerbe oder als Basis für Düngemittel-Pellets eingesetzt werden könnten). Außerdem wurde an einem Gemeinsamen Aktionsplan (Joint Action Plan, JAP) für Europa gearbeitet, der strukturelle politische Maßnahmen enthält, welche den Übergang zu einem kohlenstoffarmen Energiesektor und zum Paradigma, CO2 als Ressource zu nutzen, erleichtern sollen.

Das Projektkonsortium argumentiert, dass die CO2-Nutzung neues Wirtschaftswachstum ermöglichen, Innovation fördern und Europas Wettbewerbsfähigkeit ankurbeln wird. Darüber hinaus wird sie dazu beitragen, Europas Ziele für Dekarbonisierung und Ressourceneffizienz zu erreichen. Die Projektmitglieder streben so letztendlich an, dass bis zum Jahr? 2030 eine große Auswahl von Produkten und industriellen Lösungen mithilfe von Technologien zur CO2-Nutzung hergestellt werden kann. Somit besteht potentiell ein riesiger Markt für Produkte aus wiederverwertetem CO2, jedoch wurde auf der Veranstaltung vermeldet, dass es wahrscheinlich auch in Zukunft kostengünstiger bleiben wird, Moleküle aus fossilen Brennstoffen anstatt synthetisch herzustellen.

Politische Herausforderungen

Während eines Großteils der Konferenz wurde darüber diskutiert, wie ein passendes politisches Umfeld für die CO2-Nutzung geschaffen werden kann. Eine der Regionen, die diese und weitere Umweltinitiativen stark unterstützte, ist die Wallonie, eine der drei Regionen Belgiens. Daher war Jean-Claude Marcourt, Vizeministerpräsident der Wallonischen Regierung, einer der Hauptredner der Konferenz. Er war der Ansicht, dass die im SCOT-Projekt geleistete Arbeit dazu beitragen wird, Arbeitsplätze zu schaffen, Unternehmen aufzubauen, die Energieversorgung sicherzustellen und zudem auf die gesetzten Umweltschutzziele hinzuwirken. Außerdem wies er darauf hin, dass die koordinierten, gemeinschaftlichen Anstrengungen des SCOT-Projekts die Vorteile regionaler Zusammenarbeit innerhalb Europas hervorhoben und dass die Wallonie konsequent auf eine umweltfreundliche Wirtschaft des 21.? Jahrhunderts, für die Technologien zur CO2-Nutzung wesentlich sind, hinarbeiten werde.

Rudolf W. Strohmeier, der stellvertretende Generaldirektor der Generaldirektion Forschung und Innovation bei der Europäischen Kommission, erörterte anschließend die politischen und regulatorischen Herausforderungen, die noch bewältigt werden müssen, um Technologie zur CO2-Nutzung voll in die europäische Industrie integrieren zu können. Er räumte ein, dass Technologie zur Kohlenstoffabscheidung nach wie vor sehr kostenintensiv ist und dies ihre Vermarktbarkeit in Europa einschränkt, sodass noch kein tragfähiges Geschäftsmodell für solche Technologie besteht. Er merkte allerdings an, dass der Einsatz von umweltfreundlich gewonnener Energie zur Umwandlung von CO2 in Polymere die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle fördern könnte und dass die Nutzung von CO2 als Rohstoff für chemische Produkte ein großer Schritt in Richtung einer Kreislaufwirtschaft anzusehen sei.

Des Weiteren betonte Herr Strohmeier auch die Bedeutung eines unterstützenden regulatorischen Rahmens, mit dem die Bemühungen zur CO2-Nutzung abschließend zum Erfolg geführt werden könnten und der sich spürbar sowohl auf die industriellen als auch auf die Umweltschutzziele der EU auswirken würde. Er argumentierte, dass die Industrie der Europäischen Kommission konkrete Beispiele für Geschäftsfälle liefern müsse, die von den aktuell geltenden Regelungen behindert werden, damit ein solcher Rahmen ausgearbeitet werden könne. Dies würde der Europäischen Kommission ermöglichen, die erforderlichen politischen Maßnahmen ergreifen, um Technologien zur CO2-Nutzung möglich zu machen.

Die im SCOT-Projekt durchgeführte Forschung wird wesentlich zur Umsetzung technischer und politischer Lösungen beitragen, welche die Entwicklung von Technologien zur CO2-Nutzung fördern werden. Die Projektmitglieder errichteten bereits mit Erfolg ein Netzwerk aus unterstützenden Einrichtungen, darunter Hochschulverbände, Forschungszentren, industrielle Partner sowie Regionen in Großbritannien, Frankreich, Deutschland und den Niederlanden sowie in Belgien.

Weitere Informationen finden Sie auf:
Projektwebsite


Source: CORDIS, Pressemitteilung, 206-07-13.