
Der Chemiker Omar M. Yaghi, Mitglied der Leopoldina, erhält den Nobelpreis für Chemie 2025. Yaghi wird die Auszeichnung gemeinsam mit den Chemikern Susumu Kitagawa von der Kyoto University/Japan und Richard Robson von der University of Melbourne/Australien für die Entwicklung metallorganischer Gerüstverbindungen verliehen. Diese können aufgrund ihrer großen Oberfläche und porösen Struktur beispielsweise Wasser aus der Wüstenluft gewinnen, Kohlendioxid auffangen, giftige Gase speichern oder chemische Reaktionen katalysieren, so die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm.
Die Präsidentin der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, Bettina Rockenbach, beglückwünscht Omar M. Yaghi zu dieser hohen Auszeichnung: „Mit dem Chemie-Nobelpreis werden in diesem Jahr wegweisende wissenschaftliche Erkenntnisse im Bereich der nanoporösen Materialien gewürdigt, die das Potenzial haben, drängende Nachhaltigkeits- und Umweltherausforderungen zu bewältigen. Dass ein Leopoldina-Mitglied für seine Forschungsleistungen ausgezeichnet wird, freut mich umso mehr.“

Omar M. Yaghi ist einer der führenden Chemiker auf dem Gebiet der Materialwissenschaften. Er wird für seine innovativen Beiträge zur Entdeckung und Entwicklung von nanoporösen Gerüstmaterialien und zur Förderung ihrer Anwendungen bei der Kohlenstoffbindung, Wasserstoffspeicherung sowie Wassergewinnung aus Wüstenluft ausgezeichnet. Durch die Entwicklung grundlegender Designprinzipien und innovativer Synthesemethoden schuf Yaghi zwei umfangreiche Klassen nanoporöser Materialien: Metall-organische Gerüste (MOFs) und kovalente organische Gerüste (COFs). Diese Materialien haben die bislang höchste bekannte Oberflächengröße, was sie besonders nützlich beispielsweise für die Speicherung von Wasserstoff und Methan, die Kohlenstoffbindung und -umwandlung, die Wassergewinnung aus Wüstenluft und die Katalyse macht. Sein chemischer Ansatz hat ein schnelles Wachstum in der Entwicklung neuer Materialien ermöglicht.
Omar M. Yaghi studierte Chemie an der University at Albany/USA und promovierte 1990 an der University of Illinois-Urbana in Champaign/USA. Darauf folgte eine zweijährige Postdoc-Phase an der Harvard University/USA. 1992 arbeitete er als Assistenzprofessor für Chemie an der Arizona State University in Tempe/USA, wo er bis 1998 tätig war. Anschließend wechselte Omar M. Yaghi an die University of Michigan in Ann Arbor/USA, wo er von 1999 bis 2006 als Professor für Chemie lehrte. Zwischen 2006 und 2011 war er Professor für Chemie an der University of California in Los Angeles/USA. Seit 2012 ist er Professor für Chemie an der University of California in Berkeley/USA, wo er weiterhin forscht und lehrt, und seit 2022 ebenfalls in Berkeley Co-Direktor am Bakar Institute of Digital Materials for the Planet (BIDMaP). Für seine Forschungen ist Omar M. Yaghi bereits mehrfach ausgezeichnet worden. Er erhielt u. a. 2017 den Albert Einstein World Award of Science, 2018 den Wolf Prize in Chemistry und 2024 den Balzan Preis der Internationalen Balzan Stiftung. Seit dem Jahr 2019 ist Omar M. Yaghi Mitglied der US-amerikanischen Akademie der Wissenschaften und seit 2022 Mitglied der Leopoldina in der Sektion Chemie.
Der Nobelpreis für Chemie ist derzeit mit insgesamt elf Millionen schwedischen Kronen (umgerechnet rund eine Million Euro) dotiert. Alle Nobelpreise werden den Preisträgerinnen und Preisträgern traditionell am 10. Dezember überreicht, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel.
Die Leopoldina hat rund 1.700 Mitglieder, darunter sind nunmehr 38 Nobelpreisträgerinnen und Nobelpreisträger.
Als Nationale Akademie der Wissenschaften leistet die Leopoldina unabhängige wissenschaftsbasierte Politikberatung zu gesellschaftlich relevanten Fragen. Dazu erarbeitet die Akademie interdisziplinäre Stellungnahmen auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse. In diesen Veröffentlichungen werden Handlungsoptionen aufgezeigt, zu entscheiden ist Aufgabe der demokratisch legitimierten Politik. Die Expertinnen und Experten, die Stellungnahmen verfassen, arbeiten ehrenamtlich und ergebnisoffen. Die Leopoldina vertritt die deutsche Wissenschaft in internationalen Gremien, unter anderem bei der wissenschaftsbasierten Beratung der jährlichen G7-und G20-Gipfel. Sie hat rund 1.700 Mitglieder aus mehr als 30 Ländern und vereinigt Expertise aus nahezu allen Forschungsbereichen. Sie wurde 1652 gegründet und 2008 zur Nationalen Akademie der Wissenschaften Deutschlands ernannt. Die Leopoldina ist als unabhängige Wissenschaftsakademie dem Gemeinwohl verpflichtet.
Source: Leopoldina, Pressemitteilung, 2025-10-08.