Der Bedarf an Power-to-Gas steigt nicht nur in Deutschland. In den Nachbarländern wächst das Interesse ebenfalls kontinuierlich. Jetzt gibt es die hierzulande entwickelte Ökostromspeichertechnologie auch in der Schweiz.
Im Januar 2015 hat die Hochschule für Technik Rapperswil (HSR) eine Demonstrationsanlage in Betrieb genommen – die erste der Eidgenossenschaft. Geliefert wurde die Anlage von dem Power-to-Gas-Pionier ETOGAS GmbH aus Stuttgart. Die Anlage wandelt Ökostromüberschüsse in erneuerbares synthetisches Erdgas um. Das in Rapperswil erzeugte Gas soll als Öko-Kraftstoff für Erdgasautos genutzt werden.
„Mit dem neuen Projekt werden künftig auch in der Schweiz die Potenziale von Power-to-Gas für die umweltfreundliche Langstreckenmobilität aufgezeigt“, sagt ETOGAS-Geschäftsführer Gregor Waldstein. „Nach Deutschland und Österreich ist das nun das dritte europäische Land, das unsere Technologie verwendet.“ Neben der HSR sind die lokalen Gas- und Stromversorgungsunternehmen mit an Bord. Beteiligt ist auch der Verband der Schweizerischen Gasindustrie.
Die auf dem Gelände des Gasversorgers installierte Anlage mit 25 Kilowatt elektrische Eingangsleistung wird mit Strom aus erneuerbaren Energien betrieben. Sie soll die Praxistauglichkeit der Technik im Kontext der sicheren Versorgung der Schweiz mit erneuerbaren Energien demonstrieren. Pro Monat stellt die Anlage bis zu 36 Tankfüllungen für Erdgasautos her. Die Fahrzeuge können damit eine Strecke von 14.400 Kilometer zurücklegen. Nach Abschluss der Evaluierung soll eine Anlage mit einem Megawatt Leistung gebaut werden, die täglich fünfzig Tankfüllungen produziert.
Als Kraftstoff für den Antrieb von Erdgasfahrzeugen kann das Gas einen entscheidenden Beitrag zur Energiewende im Verkehr leisten. Da es aus Ökostrom hergestellt wird, ist es nahezu kohlendioxidneutral. Mit drei Gramm Kohlendioxid pro Megajoule Treibstoff führt erneuerbares synthetisches Erdgas die offizielle EU-Liste der klimaschonenden Treibstoffe an. Kein anderer Kraftstoff hat nach den Berechnungen der EU einen so hohen Treibhausgasminderungseffekt.
Das über Monate verlustfrei im riesigen Erdgasnetz speicherbare Gas ist auch wirtschaftlich attraktiv. „Je mehr Windkraftanlagen und Photovoltaikmodule installiert sind, desto mehr Überschussstrom fällt an“, erklärt Waldstein. „Das Überangebot in Gas umzuwandeln und zu vermarkten, ist deutlich lukrativer als an der Strombörse.“ Auskömmliche Erlöse für Strom sind an der Börse heute in der Regel kaum noch zu generieren, nicht nur beim Durchzug von Sturmtiefs wie in der ersten Januarwoche oder an sonnigen Juniwochenenden.
Der jüngste Großauftrag für den Stuttgarter Anlagenbauer erfolgte im Oktober 2014. Die in Wien ansässige Rohöl-Aufsuchungs Aktiengesellschaft (RAG) bestellte einen alkalischen Druckelektrolyseur mit 600 Kilowatt elektrischer Anschlussleistung. Der Elektrolyseur wurde von ETOGAS selbst entwickelt und gebaut, die Auslieferung wird im zweiten Quartal 2015 sein. 2013 stellte der Speicherspezialist für die Audi AG im norddeutschen Werlte eine Power-to-Methan-Anlage mit sechs Megawatt elektrischer Eingangsleistung fertig. Seit 2012 läuft in Stuttgart eine 250 kW-Power-to-Methan-Anlage des Forschungsinstitutes ZSW, an deren Optimierung die ETOGAS-Ingenieure beteiligt sind.
ETOGAS hat sich als erstes Unternehmen auf die neue Technologie Power-to-Gas spezialisiert und damit weltweit Aufsehen erregt. Das Unternehmen bietet kommerzielle Anlagen von 1 bis 50 Megawatt zur Herstellung von Wasserstoff oder erneuerbares synthetisches Erdgas an. Zur Optimierung der Technologie arbeitet ETOGAS mit dem renommierten Forschungsinstitut Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) zusammen.
Die ETOGAS GmbH ist führend in der Entwicklung der Power-to-Gas-Technologie. Der Stuttgarter Anlagenbauer entwickelt, baut und verkauft schlüsselfertige Power-to-Gas Anlagen, die Strom in einem ersten Schritt in Wasserstoff und in einem zweiten in erneuerbares synthetisches Erdgas (Methan) umwandeln. Zu dem Angebot des Unternehmens gehören auch Elektrolyseure und reine Methanisierungsanlagen. Die Anlagen verbinden das Strom- mit dem Gasnetz und bieten eine Lösung eines zentralen Problems der Energiewende: Überschussstrom, der fluktuierend aus Wind- und Solaranlagen anfällt, kann mit Hilfe der Technologie umgewandelt und in die bereits bestehende Infrastruktur des Erdgasnetzes eingespeist werden – der Grünstrom wird damit langfristig speicherbar und überall beziehbar.
Die Anlagen erlauben zudem, chemische Werkstoffprozesse im Umfeld der Kohlendioxid-Nutzung technisch, ökonomisch und umwelttechnisch sinnvoll einzusetzen. ETOGAS wurde 2007 gegründet und beschäftigt derzeit 20 Mitarbeiter.
Stephan Rieke
ETOGAS GmbH
Industriestr. 6
70565 Stuttgart
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