Buchbesprechung: Kunststoffe im Kreislauf

Vom Recycling zur Rohstoffwende


Das umfassende Werk beschreibt wie Kunststoffe von ihrer bisher linearen Wirtschaftsweise zu einem Musterbeispiel einer Kreislaufwirtschaft werden können. Auf diese Weise können gleichzeitig die Probleme des Kunststoffabfalls, der Rohstoffversorgung sowie der CO2-Emissionen gelöst werden „Zur Befriedigung der Bedürfnisse einer wachsenden und sich entwickelnden Weltbevölkerung muss der enorme Ressourcenbedarf für die Kunststofferzeugung gesichert werden; hierfür muss der in der Technosphäre befindliche Kohlenstoff im Kreislauf geführt werden.“

In achtzehn Kapiteln auf 309 Seiten werden alle nur denkbaren Facetten dieser Transformation ausführlich diskutiert: Die zu bewältigenden Herausforderungen, Eigenschaften und Bedeutung von Kunststoffen heute und in Zukunft sowie die heutige fossile Rohstoffbasis und mögliche zirkuläre Rohstoffe wie Biomasse, CO2 und vor allem Rezyklate. Bevor die Rohstoffströme im Detail beschrieben werden, wird die Kunststoffwirtschaft mit ihren Wertschöpfungsketten dargestellt.

Zur zukünftigen Kohlenstoffversorgung schreiben die Autoren: „Wollen wir Ressourcen schonen, Abfälle verwerten und CO2-Emissionen vermeiden, müssen die fossilen Rohstoffe für die zukünftige Kunststofferzeugung sukzessive durch zirkuläre Rohstoffe substituiert werden. Unter der Annahme, dass bis 2050 der Einsatz fossiler Rohstoffe fünfjährlich um je 15% bis auf einen verbleibenden Rest von 10% sinkt [...], erhält man für das 4%-Wachstumsszenario das [...] dargestellte Ergebnis. Der Bedarf zirkulärer Rohstoffe wird demnach bis 2050 auf deutlich mehr als 1.000 Mt steigen. Voraussetzung dafür ist die industrielle Transformation von der linearen zur Kreislaufwirtschaft ("Circular Economy"). Dann bleibt Kunststoffabfall ein werthaltiges Produkt, das aufbereitet und rezykliert wird, um als zirkulärer Rohstoff wieder in den Kreislauf einzufließen.“

Dem Titel entsprechend stehen dann Recycling, Rezyklate, Kreislaufführung und Rohstoffversorgung im Mittelpunkt des Buches. Wo stehen wir heute bei der Kreislaufführung bei bestimmten Kunststoffen und Anwendungen? Als Beispiele werden PET-Flaschen, Agrarfolien, PVC-Fenstern, EPS-Abfällen aus der Gebäudeisolierung, Kunststoffe aus Altfahrzeugen und schließlich PU-Matratzen diskutiert.

Am Anfang steht das recyclinggerechte Design der Produkte – für mechanisches oder auch chemisches Recycling, am Lebensende folgen Sammlung, Sortierung und Aufbereitung und schließlich die unterschiedlichen Verwertungspfade für je nach Zusammensetzung der Kunststoffabfallströme. Die unterschiedlichen Verwertungsoptionen, gerade auch beim chemischen Recycling, werden im Überblick dargestellt und mit Literatur im Anhang vertieft.

Aber hiermit nicht genug, es folgen Kapitel zu politischer Regulierung, Normung und Standards, Logistik, Digitalisierung und Ökobilanzen von Kunststoffkreisläufen.

Die ökologische Bewertung zeigt: „[...], dass Kunststoffabfälle verstärkt getrennt gesammelt und anschließend nach Möglichkeit zu reinen Fraktionen sortiert werden sollten. Derart lässt sich das Mengenaufkommen von Kunststoffabfällen für die verschiedenen Recyclingrouten deutlich erhöhen, evident ist auch, dass chemisches und werkstoffliches Recycling komplementäre Verfahren sind und nicht in direkter Konkurrenz gesehen werden sollten. Die Kaskadierung der Kunststoffabfälle zu maximaler Zirkularität durch beide Recyclingverfahren sollte als oberstes Ziel einer deutschen Kreislaufwirtschaft weiterhin im Fokus stehen.“

Abgerundet wird das Buch durch zwei Kapitel zu Fachpresse und Verbände sowie relevante Studien zum Thema; hier werden fast 30 Studien auf jeweils ein bis zwei Seiten vorgestellt.

Insgesamt stellt das Buch ein Füllhorn an hochwertigen und detaillierten Informationen zum Thema Kunststoffe und Kreislaufwirtschaft dar, das aber nie die größeren Zusammenhänge des komplexen Gesamtbilds vergisst. Den drei Autoren Orth, Bruder und Rink merkt man auf jeder Seite an, dass sie sich beruflich seit Jahrzehnten mit dem Thema Kunststoffe beschäftigen, nur dies ermöglicht ihnen die unzähligen Puzzlestücke zu ordnen und zu einem Gesamtbild zusammen zu fügen. Gut, dass es noch solche Fachbücher gibt, die auch den Experten noch überraschen.

Orth, P., Bruder, J., Rink, M. 2022: Kunststoffe im Kreislauf. Vom Recycling zur Rohstoffwende. Springer Vieweg, 309 Seiten


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Private Mitteilung vom Autor, 2023-01-30.