In der öffentlichen Wahrnehmung ist Kohlenstoff – in Form von CO2 – vor allem ein Abfallprodukt der Verbrennung fossiler Energieträger, das den Klimawandel vorantreibt und deshalb so weit wie möglich vermieden werden sollte. Kohlenstoff ist aber auch ein unverzichtbarer Rohstoff, etwa in der chemischen Industrie: Er steckt in Kunststoffen, Waschmitteln, Kosmetika und vielen anderen Vor-, Zwischen- und Endprodukten. Aktuell stammt der dort verwendete Kohlenstoff größtenteils aus fossilen Quellen. Wegen des aus Klimaschutzgründen notwendigen Endes der Erdöl- und Erdgasförderung ist jedoch absehbar, dass diese Quelle auf Dauer nicht mehr zur Verfügung stehen wird: Um Deutschland bis 2045 treibhausgasneutral zu machen, braucht es zukünftig alternative Kohlenstoffquellen, die sich klimaneutral nutzen lassen.
Das Akademienprojekt "Energiesysteme der Zukunft" (ESYS) hat nun ein Impulspapier zum Thema veröffentlicht: Unter dem Titel "CO2 als Rohstoff. Baustein einer klimaneutralen Kohlenstoffwirtschaft" beschreiben die Autor*innen die Potenziale und Herausforderungen, CO2 aus industriellen Prozessen oder der Atmosphäre abzuscheiden und als Rohstoff zu verwenden (Carbon Capture and Utilization, kurz CCU). Mit dem Impuls liefern sie einen Überblick, inwieweit der Einsatz von CCU möglich, nötig und sinnvoll ist. Dabei beleuchten sie unter anderem folgende Fragen:
Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, Präsident und wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Instituts SE und Mitglied des ESYS-Direktoriums, ist einer der Autor*innen des Impulspapiers.
Er betont: "Den zukünftigen Kohlenstoffbedarf der Industrie mittel- bis langfristig klimaneutral zu decken, ist eine zentrale Herausforderung. Diese Transformation sollte durch eine vorausschauende Industriestrategie aktiv gestaltet werden." Die Nutzung von CO2 als Kohlenstoffquelle sei dabei allerdings kein Allheilmittel, so Fischedick: "Schon wegen der hohen Kosten der verschiedenen Bereitstellungsoptionen, insbesondere auch CCU, ist es wichtig, den Bedarf an Kohlenstoff so weit wie möglich zu reduzieren – zum Beispiel durch eine möglichst lange Nutzung und Wiederverwendung der Produkte, durch Recycling und einen insgesamt sparsameren Umgang mit kohlenstoffhaltigen Produkten."
Das Impulspapier steht über den folgenden Link kostenfrei zum Download bereit.
Source: Wuppertal Institut, Pressemitteilung, 2025-01-07.